Weihnachten am Fluss
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Weihnachten am Fluss
Ich gebe zu, man hätte unseren Trip besser planen können. Aber wie immer legte ich den gestrigen Tag unter die Kategorie "Abenteuer" ab; was es dann auch geworden ist. Schon die Busfahrt in das 60 km entfernte Kuala Selangor war ein Erlebnis: die Schlaglöcher in der Straße hielten Carolin und mich ebenso vom Schlafen ab wie ein allzu aufdringlicher Asiate. Er nennt uns "baby" und versucht sich in Komplimenten. Wir starren demonstrativ aus dem Fenster. Dort fliegen vorbei: Palmölplantagen, Wege voller Schmutz und Müll, Edelstahlküchen und rollerfahrende Männer mit Kindern, ohne Helm. Die ganze asiatische Kultur mit ihren Ecken und Kanten.
Zwei Stunden später erreichen wir einen verschlafenen Busbahnhof, unsere Endstation. Von hier müssen wir noch 5 Kilometer überwinden, dann sind wir endlich an unserem Ziel. Die Sonne verschwindet langsam hinter den niedrigen Häusern, davor sitzen ein paar Einheimische und mustern uns. Wir sehen wohl etwas verloren aus. Ein nett aussehender, älterer Herr kommt schlurfend auf uns zu und bietet an, uns für super günstige 15 Ringgit zu fahren. Ein unschlagbares Angebot! Wir lehnen ab. Schon lange haben wir gelernt, dass alle immer und unentwegt an unser Geld wollen. Es wird verhandelt, gefeilscht und gestritten, solange, bis man sich einigt oder, wenn man sich festgefahren hat, einer der beiden das Theater beendet. In diesem Fall sind wir es, die sich nach 10minütigem Hin- und Her genervt abwenden. Es geht hier nicht um ein paar lausige Cents, sondern, typisch Deutsch, ums Prinzip. Eher untypisch deutsch beschließen wir, ein paar junge Männer zu fragen, die allzu cool an ihre Roller lehnen. Schon als wir ankamen, wurden wir von ihnen mit Pfiffen und Winken begrüßt. Ach wie freundlich, denken wir und gehen entschlossen über den Bahnhofsplatz.
"Nach Bukit Belimbing möchten wir bitte", und ob sie nicht Lust hätten, uns zu fahren?
"Blingbling?" "Nein, nicht Blingbling, Bukit Belimbing!" Ich bin mir meiner Sache sicher; habe ich den Namen doch im Lonely Planet gelesen!
"Blingbling?!" Seufzend und zunehmend genervt frage ich mich, ob sie hier ihre eigenen Ortsnamen nicht kennen; besinne mich aber an meine Unzulänglichkeiten und versuche es mit einer anderen Betonung.
Mittlerweile sind wir von etwa 10 Malaysiern umzingelt; alle reden gleichzeitig, es ist ein heilloses Durcheinander! Die Angebote werden sogar noch unverschämter: ein alter Mann, der noch nie in seinem Leben einen Munddoktor gesehen hat und bös nach Alkohol riecht, haucht mir mit einem fiesen Grinsen ins Gesicht: "40 Ringgit to Blingbling!"
Mir reichts. Von dem unverhofften Elend seiner Beißerchen reiße ich mich los, lasse die Männer stehen und marschiere trotzig mit Carolin Richtung Hauptstraße. Notfalls trampen wir eben. Aber da hat schon längst einer seinen Freund herbei telefoniert, der mit quietschenden Reifen vor uns zum Stehen kommt. Wieder wird gnadenlos verhandelt: er will 12, wir 10. Er sagt nein, wir ja, er ja, wir nein. Ohne Aussicht auf Einigung gehen wir demonstrativ weg. Doch schon hupt er, winkt uns zurück und fährt uns schmollend nach "Blingbling", endlich! Es dämmert bereits, als wir an dem Schalter klopfen, um unsere Tickets für die Bootsfahrt zu kaufen. Glühwürmchen werden uns dort versprochen, en masse, furchtbar romantisch und ein einmaliges Erlebnis!
In zwei Stunden soll es los gehen. Wir setzen uns ein kleines Gasthaus, wo Mutti noch selbst kocht. Im Hintergrund flimmert eine Seifenoper über den Fernseher, ein Baby wird von seiner großen Schwester geschaukelt. Zwei Kätzchen kappeln sich unter unserem Tisch, während ein stolzer Hahn über den Platz stolziert. Eine ruhige Idylle um uns herum, die sich fast unwirklich anfühlt.
Ein Nasi Lemak, einen viel zu süßen Kaffe und eine dramatische Folge Soapopera weiter ist die Nacht angebrochen. Wir stehen mit einigen anderen am Steg und warten, dass unsere Bootsnummer aufgerufen wird. Alle sehen etwas dümmlich aus mit ihren neonfarbenen Schwimmwesten und ich leuchte mit meinem leichten Sonnenbrand noch ein bisschen stärker. Wenigstens kann man mich so gut sehen, sollte ich ins Wasser fallen.
Fortsetzung folgt...
Ich gebe zu, man hätte unseren Trip besser planen können. Aber wie immer legte ich den gestrigen Tag unter die Kategorie "Abenteuer" ab; was es dann auch geworden ist. Schon die Busfahrt in das 60 km entfernte Kuala Selangor war ein Erlebnis: die Schlaglöcher in der Straße hielten Carolin und mich ebenso vom Schlafen ab wie ein allzu aufdringlicher Asiate. Er nennt uns "baby" und versucht sich in Komplimenten. Wir starren demonstrativ aus dem Fenster. Dort fliegen vorbei: Palmölplantagen, Wege voller Schmutz und Müll, Edelstahlküchen und rollerfahrende Männer mit Kindern, ohne Helm. Die ganze asiatische Kultur mit ihren Ecken und Kanten.
Zwei Stunden später erreichen wir einen verschlafenen Busbahnhof, unsere Endstation. Von hier müssen wir noch 5 Kilometer überwinden, dann sind wir endlich an unserem Ziel. Die Sonne verschwindet langsam hinter den niedrigen Häusern, davor sitzen ein paar Einheimische und mustern uns. Wir sehen wohl etwas verloren aus. Ein nett aussehender, älterer Herr kommt schlurfend auf uns zu und bietet an, uns für super günstige 15 Ringgit zu fahren. Ein unschlagbares Angebot! Wir lehnen ab. Schon lange haben wir gelernt, dass alle immer und unentwegt an unser Geld wollen. Es wird verhandelt, gefeilscht und gestritten, solange, bis man sich einigt oder, wenn man sich festgefahren hat, einer der beiden das Theater beendet. In diesem Fall sind wir es, die sich nach 10minütigem Hin- und Her genervt abwenden. Es geht hier nicht um ein paar lausige Cents, sondern, typisch Deutsch, ums Prinzip. Eher untypisch deutsch beschließen wir, ein paar junge Männer zu fragen, die allzu cool an ihre Roller lehnen. Schon als wir ankamen, wurden wir von ihnen mit Pfiffen und Winken begrüßt. Ach wie freundlich, denken wir und gehen entschlossen über den Bahnhofsplatz.
"Nach Bukit Belimbing möchten wir bitte", und ob sie nicht Lust hätten, uns zu fahren?
"Blingbling?" "Nein, nicht Blingbling, Bukit Belimbing!" Ich bin mir meiner Sache sicher; habe ich den Namen doch im Lonely Planet gelesen!
"Blingbling?!" Seufzend und zunehmend genervt frage ich mich, ob sie hier ihre eigenen Ortsnamen nicht kennen; besinne mich aber an meine Unzulänglichkeiten und versuche es mit einer anderen Betonung.
Mittlerweile sind wir von etwa 10 Malaysiern umzingelt; alle reden gleichzeitig, es ist ein heilloses Durcheinander! Die Angebote werden sogar noch unverschämter: ein alter Mann, der noch nie in seinem Leben einen Munddoktor gesehen hat und bös nach Alkohol riecht, haucht mir mit einem fiesen Grinsen ins Gesicht: "40 Ringgit to Blingbling!"
Mir reichts. Von dem unverhofften Elend seiner Beißerchen reiße ich mich los, lasse die Männer stehen und marschiere trotzig mit Carolin Richtung Hauptstraße. Notfalls trampen wir eben. Aber da hat schon längst einer seinen Freund herbei telefoniert, der mit quietschenden Reifen vor uns zum Stehen kommt. Wieder wird gnadenlos verhandelt: er will 12, wir 10. Er sagt nein, wir ja, er ja, wir nein. Ohne Aussicht auf Einigung gehen wir demonstrativ weg. Doch schon hupt er, winkt uns zurück und fährt uns schmollend nach "Blingbling", endlich! Es dämmert bereits, als wir an dem Schalter klopfen, um unsere Tickets für die Bootsfahrt zu kaufen. Glühwürmchen werden uns dort versprochen, en masse, furchtbar romantisch und ein einmaliges Erlebnis!
In zwei Stunden soll es los gehen. Wir setzen uns ein kleines Gasthaus, wo Mutti noch selbst kocht. Im Hintergrund flimmert eine Seifenoper über den Fernseher, ein Baby wird von seiner großen Schwester geschaukelt. Zwei Kätzchen kappeln sich unter unserem Tisch, während ein stolzer Hahn über den Platz stolziert. Eine ruhige Idylle um uns herum, die sich fast unwirklich anfühlt.
Ein Nasi Lemak, einen viel zu süßen Kaffe und eine dramatische Folge Soapopera weiter ist die Nacht angebrochen. Wir stehen mit einigen anderen am Steg und warten, dass unsere Bootsnummer aufgerufen wird. Alle sehen etwas dümmlich aus mit ihren neonfarbenen Schwimmwesten und ich leuchte mit meinem leichten Sonnenbrand noch ein bisschen stärker. Wenigstens kann man mich so gut sehen, sollte ich ins Wasser fallen.
Fortsetzung folgt...
2 Kommentare:
Hallo Marthe, schön über Deine Abenteuer in Fernost zu lesen, macht Spaß....Dein Postmensch aus Hamburg, LG Thomas
Mein Postmensch?! Ich glaubs ja nicht. :) Hoffe, dir gehts gut!
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