Spinat - Deutschlands Nationalgericht

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Spinat - das deutsche Nationalgericht

30 Augenpaare starren mich an. Dann entsteht ein allgemeines Kichern und Getuschel. Ich sehe mich einer Schulklasse gegenüber, jeder soll sich eine Frage ausdenken, die er „der Deutschen“ stellen möchte. Wie mir Malaysia gefällt; gut, danke; und was ich hier in Terengganu mache; woher aus Deutschland ich komme und wie lange ich unterwegs sein werde. Was ich studiere und was ich für Hobbies habe. Ich bin furchtbar nervös. Obwohl sie wirklich nett sind, aber alles, was ich sage, wird natürlich für bare Münze genommen. Da komme ich plötzlich ganz schön ins Schleudern, als ein junges Mädchen fragt, was denn Deutschlands Nationalgericht sei. Ich fasele etwas von Kartoffeln – vielleicht nicht ganz so abwegig, aber dann rutscht mir auch noch „Spinat“ raus. Welche freudsche Assoziation hat mich denn da geritten, zum Teufel? Aber es gibt kein Zurück und nun denken dreißig Menschen auf dieser Welt, die Deutschen seien ein Spinatvolk. Toll, Marthe.
Die folgenden zwei Stunden werde ich rumgereicht wie ein Wanderpokal. Der Schulhof, die Lehrerzimmer; alle wollen die exotische Ausländerin sehen. Mir dröhnt der Kopf. Und eigentlich habe ich einen ganz anderen Auftrag: die Suche nach der alten Lady. Im Mathematikdepartment finde ich einen Lehrer, der angeblich weiß, wo sie wohnt. Er bietet mir sogar an, mich als Dolmetscher zu begleiten; denn ihren Dialekt spricht vermutlich niemand. Ich willige dankend ein – mit einem Kopfnicken, das mit dem Händeschütteln lasse ich wissentlich bleiben. 

Der Lehrer namens Ja’a, Nizam, sein Onkel und ich verabreden uns für den Nachmittag. Doch bevor ich gehen darf, muss ich noch zur Sportstunde. Nizam hat seinen Schülern versprochen, dass ich auch dort noch vorbei komme. Als ich den Platz betrete, herrscht wieder helle Aufregung. Wieder muss ich Fragen beantworten, für Fotos herhalten und tausende Hände schütteln. Natürlich nur die der Mädchen. Alle stehen brav in einer Schlange und warten, bis sie an der Reihe sind. Als ich endlich gehen darf, bin ich völlig geplättet. Drei Stunden bleiben mir nun noch, um mich zu regenerieren und mich auf das Interview vorzubereiten. Wenn wir sie dann finden. 

Wir fahren zu dem Haus, wo sie wohnen soll. Irgendwo in der Pampa steht eine kleine Holzhütte. Ein junger Mann gibt Auskunft, dass sie nicht im Ort sei, sondern 200 Kilometer entfernt, um ihren Ehemann zu besuchen. Ich werde schon mutlos, da sagt er, er hätte ihre Handynummer! Die alte Dame hat ein Handy?? Ich muss lachen, wie einfach! Nizam ruft an und findet heraus, dass sie doch hier ist, nicht weit von uns, und macht einen Termin für den Nachmittag. Endlich, denke ich und wir fahren.  

auf der Suche nach der alten Lady...