kuriose Begegnung und nackte Tatsachen

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kuriose Begegnung und nackte Tatsachen

Wie Gott mich schuf, so spazierte ich heute morgen durch mein neues Haus. Seit meine Kollegin für einen Monat in Deutschland urlaubt, bin ich stolze Übergangsbesitzerin einer 100qm-Luxuswohnung mit eigenem Pool und netten Nachbarn. Und, das hatte ich vergessen, als ich so nackig herumlief, einer Putzfrau!
Vermutlich haben sich ihre Eindrücke der Deutschen nun um wenigstens ein Nomen erweitert: Freikörperkultur! Daran schließen sich unweigerlich Wörter wie eigenartig, spinnert, ominös... und eben nackt. Als wir uns plötzlich gegenüberstehen, sie im geblümten Reinemachekleid, ich mit Kaffee und sonst nichts, springe ich augenblicklich hinter die nächstbeste Tür, schäme mich und stammele etwas wie "sorry, äh, nice to meet you?", woraufhin sie laut loslacht und dasselbe erwidert. Später wischt sie mit ihrem Mob um meine noch nackten Füße; weiter aufwärts bin ich endlich bekleidet und noch höher rot angelaufen. Es ist immer noch peinlich!
Als Bi mein neues Haus auf Hochglanz poliert hat und sich mit einem breiten Grinsen verabschiedet, glaube ich, allein zu sein und versuche, mich auf meinen Artikel zu konzentrieren. Doch das will nicht so recht gelingen, denn ich fühle mich beobachtet. Argwöhnisch blicke ich durch die Fenster. Nichts. Ich rede ich mir ein, dass der Schreck von heute morgen noch in den Knochen sitzt. Das funktioniert ein paar Minuten, bis sich mir wieder die Nackenhaare aufstellen. Jetzt reicht's aber! Todesmutig stürze ich auf den Balkon und will schon rufen, wer dort ist, und was er will, der Bösewicht, der Eindringling; da sehe ich meinen Nachbarn auf der Mauer sitzen! Er hat keine Hose an und mustert mich mit großen Augen; als wäre ich hier die Exhibitionistin!
Der behaarte Gast schreit plötzlich markerschütternd los und flüchtet mit einem 2-Meter-Sprung in den nächsten Baum! Blöder Affe, denke ich fahrig, wer erschreckt hier denn wen, und überhaupt, wer stiert denn erst so neugierig in mein Wohnzimmer und bleibt dann nicht mal für ein Foto! Wie zur Antwort faucht es über mir...
Na warte, denke ich, so nicht, mein Freund, ich kenne deine Schwächen! Wild entschlossen, ein Foto von dem feigen Tier zu schießen, suche ich im Kühlschrank nach einem Köder und finde: Nüsse! Genau das Richtige! Einige Minuten später liege ich mit der Kamera auf der Lauer, den Finger auf dem Auslöser. Und ich fühle mich in meinem grandiosen Einfall bestätigt, als der Affe anbeißt - denn den Cashewkernen kann er nicht widerstehen. Keine zwei Meter entfernt setzt er sich fettwanstig neben die Porzellanschale (so ein exklusives Dinner hatte er bestimmt noch nie), stopft die Nüsse gierig in sich hinein und schon ist er wieder weg! Jetzt will ich es aber wissen; quasi im Sinne der Forschung, und lege einen weiteren Köder aus: ob ihm auch ein Zimtbrötchen schmecken würde? Offensichtlich! Sofort schwingt er sich vom Ast, landet gekonnt auf "seiner" Mauer und rupft das trockene Stück wie ein Hühnchen auseinander; weicht es mit Speichel ein und kaut genüsslich auf der Pampe herum. Breitbeinig und dickbäuchig presst er seine Beute an die Brust, und scheint sehr mit sich zufrieden. Nur ab und zu werde ich mit einem misstrauischen Blick gewürdigt. Aber ich will es ihm gar nicht wegnehmen, ich will doch nur mein Foto!

Jetzt ist es dunkel und ich sitze schon wieder so, wie Gott mich schuf, auf der Terrasse. Immerhin lacht der Affe mich nicht aus, wo er doch selbst nackend im Gebüsch sitzt und sicher darauf wartet, dass ich weitere Leckerbissen serviere. Meine Zigaretten nehme ich vorsichtshalber mit rein. Morgen früh möchte ich meinen Nachbarn nicht mit dem Glimmstängel in der Hand auf der Mauer sitzen sehen; nackt, natürlich.