der Hai, das Meer und ich

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der Hai, das Meer und ich

...mit geöffnetem Maul kommt er auf mich zu; sein Körper formt sich zu einem Pfeil, aus dem die Rückenflosse grotesk heraus wächst. Ich stelle mich auf einen schmerzhaften Todeskampf mit der Bestie ein. Aber was ist das? Ein winziger Hai mit rosarotem Zahnfleisch schwimmt gelangweilt an mir vorbei, und dort, wo eigentlich große spitze Reißzähne sitzen sollten, hängen ein paar Haare. Und damit grinst er mich auch noch an! Offensichtlich hat er ne Menge Spaß daran, der blöde Hai, mich so zu erschrecken! Vegetarier ist er, der olle Fisch, und alles andere als gefährlich. Ich bin ernsthaft böse mit dem Tier. Für wen hält der sich?! Mir ist noch ganz schlecht von dem verschluckten Salzwasser, als er vor mir abdreht und zum Abschied höhnisch mit der Flosse winkt. Dann verschwindet er in der dunklen Tiefe des Meeres. Nicht mal der Fischschwarm hat sich von ihm einschüchtern lassen. Peinlich berührt und ein wenig beleidigt stecke ich meinen Schnorchel in den Mund und tauche zu unserem Boot zurück. Ich glaube, ich kann die kleinen Fische hinter mir kichern hören, und wenn ich mich jetzt umdrehe, zeigt einer mit der Flosse auf mich; die anderen halten sich die Bäuche...

Ob ich einen Hai gesehen hätte, fragen mich Kami und Sabri, unser Fahrer. Jaja, ganz toll war das, echt süß und ach wie schön, aber können wir jetzt wo anders hinfahren? Wir fahren. Die warme Luft, meine Zigarette "danach" und die Schönheit der Insel entschädigen mich für diese blamable Begegnung mit dem Untier. Da! ruft Sabri, look, look, a turtle! Und tatsächlich, wie aus dem Nichts taucht ein riesiger Schildkrötenkopf aus dem Meer! 


Kami und ich springen prompt hinterher. Ich lasse Schnorchel Schnorchel sein und tauche ein, zwei Meter tief. Und da, nur ein paar Handbreit entfernt - taucht die gigantische Schildkröte unter mir hindurch!! Ein wahnsinniges, tolles, kitzelndes Gefühl durchfährt mich; es ist unbeschreiblich. Ihr schwerer Körper gleitet elegant und leicht durchs Wasser, sie taucht tiefer, bis auf den Grund, wo sie sich in den weichen Sand einbuddelt... was für eine Vorstellung! Ich nehme vor Aufregung nochmal einen kräftigen Schluck Wasser bevor ich auftauchen muss. Zurück im Boot sind alle begeistert; man begegnet schließlich nicht alle Tage solch einem Tier. Nochmal lässt sie sich jetzt aber nicht blicken; so ein Zirkus um sie, da macht man lieber ein Nickerchen auf dem Meeresboden. Ich kann sie verstehen; und wir fahren weiter. Sabri bringt uns zu einer niedlichen kleinen Bucht. Keine Menschenseele an diesem Strand! Sabri verabschiedet sich; er holt uns in zwei Stunden wieder ab. Nein, komm bitte nie, nie wieder, denke ich und lasse mich in das pippiwarme Wasser fallen; schließe die Augen und träume...

Nachdem ich so eine Stunde von der Sonne gebraten wurde, schnappe ich mir meinen Schnorchel und tauche - tauche in eine faszinierende Welt aus Farben, wie ich sie noch nie gesehen habe! Um das Leben dort unten, nur ein paar Meter tief, zu beschreiben, reichen alle Wörter der deutschen Sprache nicht aus. Und ich würde nicht an die Existenz  dieser Welt glauben, hätte ich sie nicht selbst gesehen. Ich schwimme vorbei an leuchtenden Korallen - wulstige Gebilde, einige 20, 30 Meter lang und breit; eckig und rund ihre Auswüchse, wie Finger bewegen sie sich mit dem leichten Strom; sie öffnen und schließen ihre Münder als ich vorbei komme, wie um mich zu begrüßen. Tausende kleiner Fische ziehen ihre Bahnen, in meinen Ohren rauscht das Wasser. Direkt vor meinen Augen schießt ein seltsames Tier vorbei - hatte das gerade acht Beine?! Ich sehe es nur noch weit entfernt, wie es davon schwimmt, auf Nimmerwiedersehen. Die psychedelischen Farben leuchten so stark, so blendend, dass mir schwindelig wird. Ich bin auf einem Trip! denke ich, das kann nicht wirklich wahr sein, das ist einfach zu schön, das ist nicht von dieser Welt... kann mich mal jemand zwicken, damit ich weiß, dass ich nicht träume? Und tatsächlich, da zwickt mich etwas in den Finger! Aua, denke ich noch fahrig, obwohl es gar nicht weh tat und sehe mich einem bunten Fischchen gegenüber; das mir direkt in die Augen guckt! Ganz dicht eiert er vor meiner Taucherbrille und glotzt mich an. Ich fühle mich ein wenig verkackeiert. Die Situation ist so unsinnig, dass ich lachen muss und mich herzhaft verschlucke. 

Sabri holt uns am späten Nachmittag wieder ab und fährt uns ein paar hundert Meter weiter zu einem kleinen Strandabschnitt. Völlig ausgehungert setzen Kami und ich uns in das kleine Restaurant. Ich muss mich ein wenig überwinden, einen Fisch zu bestellen, schließlich hat mich eben noch einer seiner Kollegen gegrüßt! Aber um das grandiose Nasi Goreng komme ich dann doch nicht herum...

Einer der schönsten Tage meines Lebens endet mit einer Runde Volleyball, BBQ mit Meerblick, einer Flasche Rotwein und einem kleinen Joint zum Nachtisch, der zu meinem Glück sein Übriges dazu tut....