Bunter Hund mit Schafswolle
04:48 Edit This 0 Comments »Als Frau habe ich keinen allzu großen Anspruch an meinen Orientierungssinn. Aber dass ich nicht mal mehr aus dem Wohnblock finde, ist erstaunlich und bereitet mir ernsthaft Sorgen! Ich kann die Straße doch schon hören!! 20 Minuten laufe ich im Kreis und steige wenigstens noch 5 mal in den Aufzug, bis ich demütig den nächsten Chinesen der um die Ecke biegt, frage, wo dieser verdammte Ausgang ist! Ich werde mit einem mitleidigen Blick bedacht, erhalte aber die gewünschte Auskunft. Von dieser Peinlichkeit auf dem Weg zur Bushaltestelle ziehe ich es ernsthaft in Erwägung, meine Haare raspelkurz ab zu schneiden. Durch die Luftfeuchtigkeit habe ich Ähnlichkeit mit einem Schaf. Es kräuselt sich wild auf meinem Kopf, unter der Stahlwolle bildet sich bereits ein kleiner Bach. Mit dem rotblonden Lockenkopf provoziere ich Hupkonzerte und misstrauische Blicke, wo ich gehe und stehe. "Wenn du jemanden ohne Lächeln siehst, gib ihm Deines", erinnere ich mich an ein indisches Sprichwort. Mit einem (zugegeben etwas dümmlichen) Dauergrinsen sitze ich also die nächste halbe Stunde im Wartehäuschen und tue genau das, was dieser kleine Holzbau vermuten lässt. Warten. Kein Bus weit und breit. Ein Fahrplan? Fehlanzeige.
Rauchen, warten...
Ich sitze in der Pampa fest und lerne die deutsche Zuverlässigkeit schätzen. Leise fluchend winke ich das nächste Taxi heran und schon sitze ich in einem nicht allzu vertrauenswürdigen aber klimatisiertem Vehikel, das mich Richtung Mid Valley bringt - dem gewaltigsten Shoppingcenter, das ich je gesehen habe. Mehrere Fußballfelder groß baut es sich vor mir auf, es ist, als hätte sich hier ganz Asien zum Einkaufen versammelt! Von Blicken verfolgt schlendere ich durch die Geschäfte - ein Paradies! Von Topshop über Zara bis hin zu Prada und Co ist alles vertreten und ich muss mich zügeln, nicht sofort das gesamte Kaufhaus leer zu räumen! Am Ende sitze ich glücklich mit zwei neuen Kleidern und einer sündhaft teuren Creme von Vichy in einem überfüllten Restaurant und bestelle das, was am wenigsten die Gefahr birgt, eklig zu sein oder meinen Magen umzudrehen. Reis, Hähnchen, Gemüse. Lecker! Rechtzeitig bevor der Monsun einsetzt, begleitet von krachenden Blitzen und grollendem Donner, bin ich wieder zurück in meiner Wohnung. Diesmal habe ich den Eingang sofort gefunden. :)
Nach einem Skypegespräch nach Hause sitze ich jetzt auf dem Balkon, lausche zufrieden dem feinen Regen, der auf das Dach prasselt und sehe erwartungsvoll der Nacht entgegen.
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