zwei Weißwürste beim Schnitzer
20:28 Edit This 0 Comments »
Zwei Weißwürste beim Schnitzer
Ich dachte, das wird ein schöner Tag. Wäre es auch geworden, wäre da nicht die Frau mit dem grandiosen Namen Helga Schranzel-Weihmacher gewesen. Eine dumpfbackige Kartoffel, der Inbegriff einer Deutschen, das Leidwesen eines Jeden, der sich in ihrer Nähe aufhält. Ich habe sagenhafte 9 (in Worten: neun!) Stunden mit ihr verbracht, gefangen in einem Volvo mit einem personal driver, für den ich tiefstes Mitleid empfinde.
Gestern erst lernten Frau Schranzel-Weihmacher und ich uns auf der Redaktionskonferenz kennen. Sie kam eigentlich nur, weil sie sich langweilte. Eine mitgereiste Ehefrau, die frustriert das Geld ihres Mannes verprasst; in einem Land, das ihren Ansprüchen niemals gerecht werden kann. Eine Frau, in deren Vokabular das Wort "arbeiten" nicht existiert, jedenfalls nicht im Zusammenhang mit Ich. Eine, die keine Ahnung vom Leben hat.
Ich dachte, das wird ein schöner Tag. Wäre es auch geworden, wäre da nicht die Frau mit dem grandiosen Namen Helga Schranzel-Weihmacher gewesen. Eine dumpfbackige Kartoffel, der Inbegriff einer Deutschen, das Leidwesen eines Jeden, der sich in ihrer Nähe aufhält. Ich habe sagenhafte 9 (in Worten: neun!) Stunden mit ihr verbracht, gefangen in einem Volvo mit einem personal driver, für den ich tiefstes Mitleid empfinde.
Gestern erst lernten Frau Schranzel-Weihmacher und ich uns auf der Redaktionskonferenz kennen. Sie kam eigentlich nur, weil sie sich langweilte. Eine mitgereiste Ehefrau, die frustriert das Geld ihres Mannes verprasst; in einem Land, das ihren Ansprüchen niemals gerecht werden kann. Eine Frau, in deren Vokabular das Wort "arbeiten" nicht existiert, jedenfalls nicht im Zusammenhang mit Ich. Eine, die keine Ahnung vom Leben hat.
Um 10 Uhr werde ich abgeholt; und ahne nichts Böses - wollen wir doch nur recherchieren, was es auf Carey Island alles zu sehen gibt. Eine kleine Insel westlich von Kuala Lumpur; dort sollen die Eingeborenen leben, wie Helga sagt, oder auch Orang Aslis, um politisch korrekt zu bleiben. Die Fahrt dauert 30 Minuten, in denen ich Frau Schranzel-Weihmacher noch wohlwollend zuhöre, freundlich nicke und über ihre blöden Witzchen lache. Seit zwei Monaten sei sie jetzt hier und nein, sie könne sich ja nicht daran gewöhnen, an dieses Dritte-Welt-Leben. Achach, jaja, ist ja alles so exotisch hier, nicht wahr? Na ich geh dann immer zu den deutschen Frauentreffen hier, da gibts immer Kaffee und Kuchen, jaja, und die Leute hier sind ja auch nicht so gebildet, nicht, ja genau, hm.
Stille.
Ja, hm, also jetzt hab ich ja unser Haus neu eingerichtet. Das war aber auch nicht leicht; die haben ja auch keinen Geschmack hier, nicht, hm. Und dann stell dir vor, da sollte der Handwerker kommen, um zwölf, und dann kommt der nicht, weil der beten muss. Wo gibts denn sowas. Na, scheinbar nur hier, hihi, das kennt man aus Deutschland so ja gar nicht, nicht, ja. Nee und dann sollte ich letztens meinen Ausweis zeigen, glaubst du nicht, ich dachte, die wissen hier doch gar nicht, was ein Ausweis ist! Jaja, ist halt so exotisch hier, nicht? Genau, haha, hmm...
Ich wäge ab, ob es sehr gefährlich ist, jetzt aus dem Auto zu springen. Zac, der junge malaiische Fahrer fährt 120. Könnte weh tun, denke ich, und so muss ich weiter zuhören. Endlich ist die Brücke in Sicht. Sie bringt uns auf die Insel, auf der kilometerweit Palmen stehen. Eine einzige riesige Plantage! Es ist ernüchternd. Und einsam. Kein Mensch weit und breit, nur ein Affe, der in aller Seelenruhe über die Straße schleicht und für den Zac scharf in die Bremsen treten muss. "Du ju no, wär se piepel ar, Säck?" Frau Schranzel-Weihmacher spricht offensichtlich kaum Englisch, Zac kennt das schon: "No, Ma'am." Ich kann eine tiefe Abneigung in seiner Stimme hören. Also, der weiß auch nie, wo was ist, der schreibt immer nur Überstunden auf, das darf der gar nicht, aber wir sind dann ja auch großzügig, mein Mann und ich, wir gucken da dann auch nicht so drauf. Die verdienen hier ja auch nichts, hihi, ja, genau, hm.
Stille. Ein Affe. Frau Schranzel-Weihmacher zieht Lippenstift nach.
Ich entdecke plötzlich eine kleine Hütte hinter den Palmen und bitte Zac, zu halten. Während meine neue Freundin sich noch die Nase pudert, treffe ich auf ein paar junge Männer, die mich mit großen Augen anstarren. Ich starre zurück. Wir mögen uns. Holzfiguren schnitzen sie hier, den ganzen Tag lang und verkaufen sie dann für ein paar Ringgit in der Stadt. Bröckelndes Englisch erschwert unsere Unterhaltung, aber zum Glück hat Mensch einen Körper, der da einiges wieder wett macht.
So wie bei Zac, der schon wieder mit Frau Schranzel-Weihmacher diskutiert; sie wild gestikulierend im Heck des Wagens, seine Lippen formen nur ein stummes "No, Ma'am". Ich möchte ihn aus seiner misslichen Lage befreien, und versuche bei den Jungs mein Glück: ob auf dieser Insel ein Herr Peon lebe, möchte ich wissen, der berüchtigte Peon, der für seine Holzschnitzereien bekannt ist. Und tatsächlich, da springt einer aus der Gruppe auf und winkt; wir sollen ihm folgen. Ich verabschiede mich von den anderen und lasse den nächsten Wortschwall der Kartoffelfrau über mich ergehen. Zac grinst mich im Rückspiegel an. Wir fahren zu Peon...
Fortsetzung folgt...
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen