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Ich bin verliebt! Mit seinen Krallen könnte er mich zwar ernsthaft verletzen. Und ein Hieb mit seiner Pranke würde... aber ich kann seinen Atem riechen, als er seinen Kopf zu mir dreht. Seine winzigen Augen schauen mir direkt ins Gesicht, seine rauhe Zunge fährt über meine Haut. Sie fühlt sich an wie Schmirgelpapier. Er leckt die Milch aus meiner Hand, als würden wir uns schon ewig kennen. Ungläubig sitze ich neben dem Bären, den ich mein Leben lang nur hinter Gittern gesehen habe. Wie kann ein Tier mich so glücklich machen? Für ein paar Minuten vergesse ich die schaulustigen Menschen am Zaun hinter mir. Ich bin hingerissen!
Die "World of Nature" meint es gut mit den Tieren. Ein Zoo in Deutschland scheint dagegen ein echtes Gefängnis. Natürlich sind die Bewohner hier auch eingesperrt. Aber ich habe nicht dieses beklemmende Gefühl, das sich einstellt, wenn ein Tier offensichtlich nicht glücklich ist. Die Elefantenfarm ist einer dieser Orte, die nicht existieren dürften. Meine Vermutungen haben sich bestätigt. Als wir zur offiziellen Zeit dorthin fahren, finden wir kaum noch einen Parkplatz. Hunderte Menschen sind in das Dorf eingefallen. Schreiende Kinder rennen umher, Väter fotografieren, Mütter schwitzen unter ihren Kopftüchern. Die meisten sind hier Moslems, aber auch einige Chinesen und sogar eine englische Familie kann ich sehen. Es ist laut. Es ist heiß. Es fühlt sich falsch an. Trotzdem bleiben wir, schließlich wurde uns einiges versprochen. Meine Stimmung sinkt mit der fortschreitenden Zeit, die wir warten. Die Männer, die hier arbeiten, haben Stöcke und den berühmten "Elefantenhaken", mit dem sie die Tiere lenken können. Er verletzt sie nicht, weil er stumpf ist. Aber als ich sehe, wie die Elefanten ins Wasser getrieben werden, reicht es mir. Unter wildem Applaus und begeisterten Rufen der Zuschauer müssen die Tiere tauchen und kleine Fontänen in die Luft prusten. Ich bin wütend. Das gehört so einfach nicht. Ich dränge meine Begleiter, zu gehen. Kurz entschlossen gehe ich zum Büro des Mannes, wo wir anfangs eine "Spende" gegeben haben. Kein Eintritt. Es war uns überlassen, wie viel wir geben. Bei so vielen Besuchern täglich müssen die hier ein Vermögen machen. Nicht einfach in einem Land wie diesem. Welchen Grund haben sie also, die Tiere wieder auszuwildern? Der Mann ist nicht da. Ich konfrontiere die zwei Frauen an der Rezeption mit meinen Fragen. Es ist offensichtlich, dass sie mir nicht die Wahrheit sagen. Natürlich werden die Elefanten wieder frei gelassen, natürlich geht es ihnen gut hier. Das sagen sie, während ein paar Meter weiter ein kleiner Babyelefant angekettet im Schatten die immer gleiche Bewegung macht. Links rechts links rechts links rechts... Ich glaube, ich fühle mich in diesem Moment wie er. Hilflos.
Als wir ins Auto steigen, höre ich kreischende Kinder und tosenden Applaus.
1 Kommentare:
manno, die armen kleinen Elefanten:(
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