zu Besuch bei Buddha

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Die letzten Sonnenstrahlen scheinen genau auf den riesigen goldenen Tempel. Die schräge Musik tut ihr Übriges zu dieser märchenhaften Szenerie. Ich stehe wie angewachsen davor und versuche, diese fabelhafte fremde Welt in mich aufzusaugen. Jetzt folge ich der Musik. Sie kommt aus dem Inneren des Tempels und ich möchte unbedingt hinein. Aber darf ich das überhaupt? Vielleicht opfern die da gerade jemanden? Schmarren, denke ich und sehe mich um. Aha, ich entdecke ein Schild - mit etlichen Verboten. Ich darf nicht telefonieren, kein Eis essen, nicht trinken, pöbeln oder randalieren. Nun, ich bin mir nicht sicher, ob ich alles richtig interpretiere.. der Zeichner dieser Bilder war nicht allzu begabt. Ist das da ein Deutscher? Achso, nein, man darf nur keine Sandalen mit Socken tragen. Minikleider im Übrigen auch nicht. Ich schaue skeptisch an mir herunter - ein Minikleid. Doch meine Schultern sind bedeckt und so wage ich mich weiter vor. Es geht rund 100 Stufen hinauf und dort will ich hin. Instinktiv ziehe ich meine Flipflops aus und will gerade den ersten Schritt tun, als ein Mann im Kleid auf mich zugelaufen kommt. Aufgeregt rudert er mit den Armen in der Luft und deutet auf etwas hinter mir. Um Buddhas Willen, denke ich albern und drehe mich um, ob nicht ein anderer gemeint ist. Der Mann im Kleid ist ein Mönch und möchte, dass ich mir die Füße wasche! Natürlich. Wie ungeschickt von mir. Schuldbewusst halte ich meine Zehen in das Becken und bin nun endlich bereit für meinen ersten Tempelgang.
Mit jedem Schritt wird die psychedelische Musik lauter und schräger. Sie macht mich benommen. Nein halt, das sind die Räucherstäbchen, die überall qualmen! Es riecht nach Moschus und Erde, Rosen und exotischen Düften, die ich nicht zuordnen kann. Oben angekommen eröffnet sich vor mir die Zeremonie und ich tauche augenblicklich in eine andere Welt. Zwei halbnackte Männer schmieren den Betenden irgendwelches Zeug auf die Stirn, die Menschen legen die Hände über dem Kopf zusammen und verbeugen sich in Richtung des Elefanten - Ganesha, der Gott der Weisheit.

Ich merke, dass ich ein bisschen den Mund offen habe und etwas unbeholfen mitten im Tempel stehe. Um wenigstens irgendetwas zu tun, lege auch ich die Hände über dem Kopf zusammen und murmele etwas vor mich hin. "Hallo Buddha" oder etwas ähnlich Sinnloses.
Die halbnackten Männer wedeln weiter fleißig Weihrauch in meine Richtung und mir wird langsam schwindelig. Doch endlich setzen sich die Menschen in Bewegung und folgen den Mönchen im Entenmarsch. Ich schließe mich ihnen an und wir laufen einmal um die Statue herum. Die Gläubigen küssen ihre eigene Hand, um damit die Blumen zu berühren, die überall herumhängen. Wir kommen an einem Brunnen vorbei, in dem kein Wasser fließt sondern eine Erbse liegt, klein und vertrocknet. Eine Frau vor mir berührt sie und ich tue es ihr nach, obwohl ich nun wirklich keine Ahnung habe, warum.
Kaum dass wir wieder bei der Statue ankommen, beginnt das Prozedere von neuem. Zeug auf die Stirn schmieren, beten, laufen. Ich kann nicht mehr. Dem Erstickungstod durch Räucherware nahe laufe ich nach draußen. Während ich meine Flipflops zwischen einem Haufen Schuhe suche, beschließe ich, mich bald näher mit dieser Religion auseinander zu setzen.
Ich tauche wieder in den Nightmarket ein und lasse mich mit der Menge treiben. Es riecht nach Fisch und Hähnchen und ich bekomme plötzlich gnadenlosen Hunger. Während ich nach etwas umschaue, das ich identifizieren kann, saust ein Beil - zack! - nieder und ein Hähnchenschädel landet fast vor meinen Füßen! Ich kann nicht glauben, dass das gerade passiert ist und sehe mich nach dem armen Tier um. Das gerupfte kopflose Huhn liegt auf einem Holzstamm und wird gerade in mundgerechte Stücke gehackt. Mahlzeit, denke ich und lasse meinem Magen einige Zeit, sich zu erholen, bis ich an einen Obststand gehe. Hier gibt es Früchte, die zwar teilweise aussehen wie Tiere, aber dafür umso besser schmecken! Der Verkäufer erklärt mir wie ich die Mangostan-Frucht öffne und esse. Ein Feuerwerk explodiert in meinem Mund! Die Konsistenz einer Lychee mit dem Geschmack einer Kirsche zergeht auf meiner Zunge - was für ein Erlebnis! Ich muss lachen, so gut schmeckt es! Ohne zu zögern kaufe ich ein ganzes Kilo, das ich auf dem Nachhauseweg fast gänzlich vertilgt haben werde.

In der Nacht träume ich von kopflosen Hühnern und vertrockneten Erbsen.